China-Aktien
Leuchtende Stars am Börsenhimmel?
Die Volksrepublik China ist in nur wenigen Jahren vom Schwellenland zu einem der weltweit wichtigsten Wirtschaftsplätze aufgestiegen. Die gewaltigen chinesischen Inlandsmärkte mit ihrem enormen Bedarf an Gütern und Waren aller Art sind der Motor einer schier unerschöpflichen Wirtschaftsmacht für die kommenden Jahrzehnte. Ausländische Unternehmen versuchen, in China Fuß zu fassen, um rechtzeitig an den neuen Märkten zu partizipieren und große und auch kleinere Investoren lassen Kapital nach China fließen, weil sie auf das weiter enormem Wachstumspotential Chinas setzen und sich hier auf kurze Sicht überdurchschnittliche Renditen erwarten. China hat vor allem an Attraktivität gewonnen, nachdem in den vergangenen Jahren die etablierten Märkte in Nordamerika, Europa und Asien manche Durststrecken durchleben mussten.
Mit diesem wirtschaftlichen Aufstieg sind auch die China-Aktien in den Blickpunkt der global agierender Investoren gerückt, wenn gleich sie in den vergangenen Jahren einige schwere Krisen überstehen mussten und auch heute noch einige Besonderheiten vorweisen, auf die sich der Investor in China-Aktien einstellen muss. Die beiden wichtigsten chinesischen Börsen, die Shanghai Stock Exchange und die Shenzhen Stock Exchange, waren bis vor kurzem noch eine Art „geschlossene Veranstaltung“, doch rechnen die führenden internationalen Finanzexperten mit zunehmenden Öffnungstendenzen und somit auch mit einer weiter zunehmenden Bedeutung von China-Aktien. Die Börse in Hongkong spielt auch nach der Rückgabe Hongkongs an China durch Großbritannien im Jahr 1997 eine prominente Rolle und nimmt noch heute einen besonderen Status ein. Die Börsen fungieren schon seit Jahrhunderten als Drehscheibe für Käufer und Verkäufer von Aktien, festverzinslichen Wertpapiere und sogenannten derivativen Finanzinstrumenten, wie Optionen und Termingeschäften. Sie garantieren dem Investor eine freie Handelbarkeit der gehandelten Aktien zu fair festgesetzten Preisen sowie ein hohes Maß an Transparenz. Die Entwicklung der Aktien spiegelt dadurch letztlich die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes, einer ganzen Region oder bestimmter Branchen wider. Diese Rolle werden in naher Zukunft sicher auch die China-Aktien einnehmen. Derzeit sind etwa zwei Drittel aller China-Aktien nicht frei handelbar, da sie sich in direktem oder indirektem Staatsbesitz befinden. Noch wird der chinesische Aktienmarkt durch staatliche Eingriffe maßgeblich beeinflusst , da die politischen Machthaber in der Regierung in den China-Aktien ein Instrument sehen, das zur Restrukturierung und Rekapitalisierung der staatseigenen Betriebe genutzt wird. Damit wird die gewünschte und erforderliche Transparenz weiterhin gebremst und private Investoren können nur in bestimmten Segmenten in China-Aktien investieren.
So werden die China-Aktien mehr oder weniger in drei Klassen unterteilt - wobei die Zuordnung der Aktien in Abhängigkeit vom Status ihrer Inhaber und ihren Handelsplätzen erfolgt:
- Die A-Aktien sind chinesischen Anlegern vorbehalten und werden an den chinesischen Börsen Shanghai und Shenzhen in Heimatwährung gehandelt. Diese Aktien, die ausländischen Investoren nur bedingt zugänglich sind, werden als „non-tradable shares“ bezeichnet. Seit 2002 wurde diese strikte Handhabung teilweise gelockert, so dass heute auch einige institutionelle Anleger, wie die Deutsche Bank, die schweizerische UBS und die britische HSBC, die bestimmte Kriterien an die Kapitalausstattung erfüllen, in China-Aktien investieren können.
- Die sogenannten B-Aktien wurden bereits Anfang der 90er Jahre kurz nach der Eröffnung bzw. Wiedereröffnung der Börsen in Shanghai und Shenzhen eingeführt und stehen ausländischen Investoren zum Handel zur Verfügung. Zunächst war es den einheimischen Investoren nicht möglich, B-Aktien zu kaufen oder zu verkaufen. Das änderte sich aber 2001, als es auch Chinesen gestattet wurde, an diesem Markt teilzunehmen - vorausgesetzt sie besitzen die erforderlichen Devisen. B-Aktien in Shanghai werden in US-Dollar, in Shenzhen in Hongkong-Dollar notiert.
- Darüber hinaus werden die sogenannten H-Aktien, die N-Aktien und L-Aktien gehandelt. H-Aktien sind in Hongkong, die N-Aktien in New York und die L-Aktien in London gelistet und bieten ausländischen Investoren die Möglichkeit, durch den Erwerb dieser China-Aktien am Wachstum chinesischer Unternehmen teilzuhaben.
Über alledem wacht die chinesische Börsenaufsicht, die China Securities Regulatory Commission (CSRC). Sie gleicht einem chinesischen Staatsministerium und wurde als Konsequenz der großen asiatischen Aktienkrise eingesetzt. Nach dem Vorbild der bedeutenden Börsen in New York, London oder Frankfurt sind von den Börsen ferner Maßnahmen ergriffen worden, die Transparenz der Kursfindung und die Handelbarkeit der China-Aktien sicherzustellen. Ferner wurde 1999 durch die chinesische Regierung ein Wertpapiergesetz eingeführt. Dem Dow Jones Index oder dem Frankfurter Aktienindex DAX vergleichbar, hat auch die Börse in Shanghai ein Kursbarometer eingeführt, das die tägliche Marktentwicklung der China-Aktien widerspiegelt, den Shanghai Composite Index. Der Hang Seng Index ist der entsprechende Index der Börse in Hongkong.
Bei all dieser Entwicklung drängt sich die Vermutung auf, dass in erster Linie der chinesische Staat sowie ausländische Großinvestoren am Handel mit China-Aktien teilnehmen. Auch dies hat sich aber in den vergangenen Jahren deutlich gewandelt. Derzeit eröffnen nach Schätzungen täglich etwa 300.000 Chinesen ein Aktiendepot, ein Ende dieser Entwicklung ist bisher nicht abzusehen.
Welchen Rang die chinesischen Börsen mittlerweile innehaben, wurde den weltweit agierenden Investoren deutlich, als am 09. Mai 2007 gemeldet wurde, dass erstmals das an den chinesischen Börsen gehandelte Aktienvolumen das Handelsvolumen aller übrigen asiatischen Börsen übertraf. Insgesamt wurden an diesem Handelstag etwa 49 Milliarden US-Dollar in China-Aktien gehandelt, was einem Wert von rund 36 Milliarden Euro entspricht. Der Shanghai Composite Index überschritt erstmals die psychologisch wichtige Marke von 4000 Punkten. Mittlerweile nimmt China hinsichtlich des gehandelten Volumens den Platz 2 unter den internationalen Finanzplätzen ein. An einem einzigen Tag werden etwa 2 Prozent des chinesischen Bruttosozialproduktes in China-Aktien gehandelt. Und dies betrug 2006 immerhin schon 2,7 Billionen US-Dollar ...
Auf dem Weg zur Weltspitze mussten die China-Aktien aber auch immer wieder einmal dramatische Kursverluste verzeichnen, die sich im Nachhinein jedoch als notwendige Konsolidierungen des steilen Aufstiegs herausstellten. Die chinesischen Börsen haben dies immer wieder gut verdaut, wenngleich die internationalen Finanzexperten eine Chinakrise gerne heraufbeschworen haben. Heute sind die Bedeutung der chinesischen Wirtschaft und der Aufstieg der chinesischen Börsen zu den bedeutendsten Handelsplätzen weltweit nicht mehr in Frage zu stellen.
Wie kann nun der private Anleger von diesem außergewöhnlichen Aufschwung der China-Aktien profitieren? Für den Privatinvestor empfiehlt es sich, in spezielle China-Fonds zu investieren, die von einigen Banken angeboten werden und deren Zusammensetzung von ausgesprochenen Kennern der chinesischen Wirtschaft gesteuert wird. Allerdings sollte der Privatanleger neben den möglichen Renditen auch die potentiellen Risiken der China-Aktien beachten, die sich auch in Zukunft immer wieder durch mehr oder weniger deutliche Kurskonsolidierungen manifestieren werden. Auf lange Sicht darf jedoch auch weiterhin mit überdurchschnittlichen Renditen der China-Aktien gerechnet werden ...